Skip to main content

Wochenendausfahrt Ostfriesland

Die Vortour fand bereits im Jahr 2019 statt, dann kam Corona, und dann war es endlich so weit: die Wochenendausfahrt der Region NRW durch Ostfriesland konnte am Freitag, 09. Juli 2021, planmäßig beginnen.

Insgesamt hatten sich 40 Teilnehmer mit 20 Porsche-Sportwagen, fast alles 968er, in Aurich im Hotel Köhlers Forsthaus eingefunden. Nach einer kurzen Begrüßung wurden wir durch die Küche des Forsthauses in drei vorzüglichen Menü-Gängen verwöhnt. Für Auflockerung zwischen den Gaumenfreuden sorgte Herr Ott, ein „waschechter“ Ostfriese, der uns seine Heimat Ostfriesland in Wort und Bild näherbrachte. Dabei konnten wir nicht nur viel Wissenswertes über das Land, die Inseln, die Geschichte, die ostfriesischen Häuptlinge, Windmühlen, Warften, Siele, die ostfriesische Freiheit und nicht zuletzt über das Teetrinken erfahren, sondern unser Lektor verstand es auch, durch zahlreiche Anekdoten und Querverweise die Vorträge äußerst kurzweilig und spannend zu gestalten. Viel von dem, was uns Herr Ott am Freitagabend berichtete, konnten wir in den darauffolgenden Tagen buchstäblich selbst erfahren.

Am nächsten Morgen starteten wir pünktlich zur Samstag-Tour, die uns zunächst nach Suurhusen führte, wo uns das erste Kuriosum unserer Ausfahrt erwartete: der schiefste Turm der Welt! Der Kirchturm gilt laut Guinnessbuch als der am stärksten unabsichtlich geneigte Turm der Welt. Er wurde im Jahr 1450 auf Eichenstämmen über Moorboden errichtet. Durch die spätere Entwässerung der umliegenden Ländereien kam es zur markanten Schiefstellung, die heute über 5 Grad beträgt. Zum Vergleich: der schiefe Turm von Pisa ist nicht einmal 4 Grad geneigt.

Nachdem wir den Turm umrundet hatten, führte uns unser Weg in die Krummhörn, die „krumme Ecke“ Ostfrieslands, die geprägt ist von Landwirtschaft und Tourismus, und wir näherten uns dem wohl bekanntesten Wahrzeichen Ostfrieslands, dem Pilsumer Leuchtturm. Mit seiner markanten rot-gelben Ringelung wurde der Leuchtturm besonders durch die Kinofilme des Komikers Otto Waalkes populär. Der 968-Club hatte die außerordentliche Genehmigung der Deichacht, bis dicht an den Turm fahren zu dürfen, um dort Fotos zu schießen. Nachdem wir den Deichverteidigungsweg wieder gesittet verlassen hatten, war es nur ein Katzensprung bis zu unserem nächsten Ziel, dem Fischerdorf Greetsiel. Dort gönnten wir uns einen längeren Aufenthalt, um ein wenig Seefahrerromantik in dem einzigartigen Umfeld von reizvollen historischen Giebelhäusern und idyllischen kleinen Gassen zu atmen.

An der nächsten Station, dem Automobil- und Spielzeugmuseum, wurde es dann richtig gruselig! An der Einfahrt zum Parkplatz sind neben einer überdimensionalen Doornkaat-Flasche (der Korn wurde früher in der Stadt Norden gebrannt) vier Porsche 924, der Urahn unseres 968ers, aufgehängt – man kann schon fast sagen gekreuzigt. Also schnell wieder weg von hier, weiter zum Schloss Lütetsburg zum Kaffee- oder Teetrinken im Schlossparkcafe.

Anschließend hieß es 50 km lang gemütlich entlang der Küstenlinie und durch kleine Sielorte cruisen, bis wir in Harlesiel am Nordseestrand Halt machten. Denn Ostfriesland ohne Nordsee, das geht ja gar nicht. So konnte jeder wie er wollte die Nordsee genießen, ob beim Sandburgen bauen, durch´s Watt gehen oder einfach nur beim Genießen der unendlichen Weite.

Abgerundet wurde der Samstag durch ein leckeres Barbecue in Köhlers Forsthaus.

Am Sonntag führte uns das Roadbook zunächst in das Fehngebiet südlich von Aurich. Unter dem Begriff „Fehngebiet” versteht man eine Moorsiedlung entlang eines Kanals, der hier auch „Wieke“ genannt wird. Vorbei an typischen weißen Klappbrücken, hübschen Gulfhäusern und prächtigen Windmühlen konnten die Teilnehmer der Ausfahrt auch mit einem schnellen Porsche so richtig entschleunigen.

Weiter führte uns das Roadbook in das Zweistromland zwischen den Flüßchen Jümme und Leda. Das Gebiet, liebevoll auch als „ostfriesisches Mesopotamien“ bezeichnet, hielt eine weitere Überraschungen bereit, nämlich die schmalste Autobrücke Deutschlands. Diese Fachwerkbogenbrücke über die Leda bei Amdorf wurde 1955/56 gebaut und 2011 saniert. Die Durchfahrtsbreite ist mit 1,80 m angegeben; die Länge der Brücke beträgt ca. 50 m. Auch wenn es zunächst nicht so aussah: unsere 968er passten gut über die Brücke, auch wenn rechts und links nur 10 cm Platz blieben. Die meisten Teilnehmer trauten sich und Ihrem Fahrzeug die Brückenüberquerung zu, und am anderen Ufer der Leda angekommen hatten alle ein erleichtertes Lächeln im Gesicht. Also wurde der Nervenkitzel gleich noch einmal ausprobiert, und es ging wieder zurück über die schmalste Brücke Deutschlands.

Nach einen Kaffeetrinken im Fehngebiet hieß es dann Abschied nehmen. Nach drei Tagen mit strahlendem Sonnenschein, vielen Informationen und noch mehr eigenen „Erfahrungen“ waren sich die Teilnehmer einig, dass der äußerste Nordwesten Deutschlands mit seiner rauen Nordseeküste, den allgegenwärtigen Deichen und Kanälen, den scheinbar endlosen Wiesen und Wäldern, den großen Moorlandschaften und nicht zuletzt mit seinem fast sprichwörtlich friesisch-herben Charme sehr viel zu bieten hat. Ostfriesland war die mehrtägige Ausfahrt wert.